- Italien Mit sofortiger Wirkung: Erstes EU-Land verbietet ChatGPT – und lässt die Seite sperren
- Kunst durch künstliche Intelligenz: Midjourney und die Zukunft der Kreativität
- „Wir bieten ChatGPT in Italien nicht mehr an“
- KI in sozialen Medien Ein Bild des Papstes geht viral – und zeigt, warum wir unseren Augen schon jetzt nicht mehr trauen können
- Die Entwicklung geht nicht nur Behörden zu schnell
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Italien
Mit sofortiger Wirkung: Erstes EU-Land verbietet ChatGPT – und lässt die Seite sperren

Die textbasierte KI „ChatGPT“ schlug ein wie eine Bombe – und ruft allmählich Behörden auf den Plan.
Am 20. März kam es bei der textbasierten KI ChatGPT zu einer Panne: Für kurze Zeit waren die Titel von Unterhaltungen mit der KI auch für Dritte einsehbar. OpenAI-Gründer und -Chef Sam Altman schrieb bei Twitter: „Wir hatten ein großes Problem in ChatGPT aufgrund eines Fehlers in einer Open-Source-Bibliothek. Wir fühlen uns schrecklich deswegen.“
Die tatsächlichen Ausmaße dieses „großen Problems“ konnte Altman aber wohl nicht erahnen. Denn die italienische Datenschutzbehörde nahm den Vorfall zum Anlass, die Seite landesweit sperren zu lassen. Nach Angaben der Beamten verstoße ChatGPT gegen Daten- und Jugendschutz.
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Kunst durch künstliche Intelligenz: Midjourney und die Zukunft der Kreativität
„Wir bieten ChatGPT in Italien nicht mehr an“
Die Betreiber von ChatGPT kamen der Aufforderung der Italiener umgehend nach. Altman meldete sich via Twitter und sagte: „Wir haben natürlich Rücksicht auf die italienische Regierung genommen und bieten ChatGPT in Italien nicht mehr an (obwohl wir denken, dass wir alle Datenschutzgesetze einhalten). Italien ist eines meiner Lieblingsländer und ich freue mich darauf, es bald wieder zu besuchen!“
Die Datenschützer bemängeln, dass man ChatGPT-Nutzer nicht ausreichend darüber informiere, wie eingegebene Daten verarbeitet werden. Der Vorwurf: OpenAI speichere „massiv“ Daten, um damit die KI zu trainieren. eine Rechtsgrundlage für dieses Vorgehen fehle jedoch. Des Weiteren bemängelte die Behörde, dass es bei ChatGPT keine ausreichende Überprüfung des Alters der Nutzer gebe. Das führe dazu, dass Minderjährige Antworten erhielten, die für ihr Alter „völlig ungeeignet“ seien.
Doch das Abschalten der Software ist nur der erste Schritt von vielen, die OpenAI nun befolgen muss. Innerhalb von 20 Tagen verlangt die Behörde, dass OpenAI den Kurs korrigiert und umfassend darüber aufklärt, welche Schritte ergriffen worden sind. Sollte das nicht passieren, droht Italien mit einer Strafe in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des globalen Jahresumsatzes. OpenAI erhielt die Möglichkeit, dagegen Widerspruch einzulegen, kam aber um die vorläufige Sperre zunächst nicht herum.
Die Entwicklung geht nicht nur Behörden zu schnell
In den Online-Diskussionen zu dem Verbot fürchten viele, dass die „absurden“ Anforderungen an OpenAI zu einer dauerhaften Sperre von ChatGPT in Italien führen könnten. Auch steht die Angst im Raum, dass sich weitere Länder an Italien ein Beispiel nehmen könnten, was der Entwicklung der Technologie ohne Frage im Weg stünde.
Derzeit steht der kometenhafte Aufstieg von KI offenbar vor einem möglichen Abschwung. Erst kürzlich veröffentlichten führende Wissenschaftler und Tech-Größen wie Elon Musk einen offenen Brief, der einen Stopp der Entwicklung der verschiedenen KI-Angebote für mindestens sechs Monate fordert. Diese Zeit solle genutzt werden, um zusammen mit unabhängigen Experten und der Politik Rahmenbedingungen zu erarbeiten, die für die Weiterentwicklung der intelligenten Programme fortan gelten sollen. Der Fall in Italien zeigt, dass das keine schlechte Idee ist.
Die rasante Entwicklung diverser künstlicher Intelligenzen stellt allmählich ein sichtbares Problem dar. Erst vergangene Woche machte das Bild des Papstes in einem Wintermantel die Runde, das viele für glaubwürdig hielten. Schnell zeigte sich, dass eine Software hinter dem Bild steckte – und der Papst doch nicht so modisch unterwegs war, wie viele zunächst dachten. Das Bild und seine Auswirkungen waren in diesem Fall noch recht harmlos, doch im Kern zeigte der Fall, wie einfach es geworden ist, Menschen mit einer KI zu täuschen.